Gender-
Doppelpunkt

Der Gender-Doppelpunkt ist die neueste Form der gendersensiblen Schreibweisen. Seit 2018 hat er sich schnell etabliert, da das gendergerechte Schreiben durch den auf der Tastatur gut gelegenen Doppelpunkt einfacher ist. Mit dem Gender-Doppelpunkt zu schreiben oder zu sprechen, adressiert alle Geschlechter.

Der Gender-Doppelpunkt wird nach einer männlichen Bezeichung oder dem Wortstamm und vor die weibliche Endung gesetzt. Er gehört, wie das Gendersternchen und der Gender-Gap, zu den so genannten Genderzeichen: Ein typographisches Zeichen als Wortzusatz deutet die geschlechtliche Vielfalt einer Personenbezeichnung an. Beispielsweise entsteht so aus dem Begriff „Journalist“ das Wort „Journalist:in“.

Beim Sprechen wird wie beim Gendersternchen eine kleine Pause zwischen dem ersten Wortteil und der Endung gelassen. Weil sich ein Vokal anschließt, wird dieser mit dem sogenannten Glottisschlag gesprochen. Solch eine Lücke kommt im Deutschen öfter vor, etwa in den Wörtern „Theater“ oder „Spiegelei“. Ein Beispiel der Sprechweise finden Sie bei Genderleicht.de.

 

Kritik

Typographische Wortzusätze sind der deutschen Rechtschreibung fremd. Wer regelkonform schreiben muss, z. B. in der Schule, sollte auf Beidnennung und geschlechtsneutrale Formulierungen ausweichen.

Der Gender-Doppelpunkt ist nicht wirklich barrierefrei. Menschen mit kognitiven Einschränkungen, und alle, die gerade erst Deutsch lernen, irritiert das ungewohnte Zeichen mitten im Wort. Denn der Doppelpunkt hat die Bedeutung: Achtung, jetzt kommt etwas besonders Wichtiges!

Auch für Menschen mit Sehbehinderung ist der Gender-Doppelpunkt nicht so gut, wie zunächst angenommen. Vorleseprogramme lesen den Doppelpunkt zwar nicht vor, sondern machen eine Pause. Jedoch kritisieren die, die darauf angewiesen sind, dass die Pause zu lang sei: Es klingt nicht so flüssig, wie wenn ein Mensch ein Wort mit einem Genderzeichen spricht. Für Blinde, die mit Brailleschrift lesen, sind alle Genderzeichen schwierig. Und wer eine starke Sehbehinderung hat, sieht den Doppelpunkt mitten im Wort nur schlecht. Aus allen diesen Gründen empfiehlt der Blinden- und Sehbehindertenverband möglichst wenig Genderzeichen zu verwenden. Wenn sie in Kurzformen erforderlich sind, dann sei der Genderstern das Beste.

Die Queercommunity wünscht sich die vorrangige Nutzung des Gendersterns. Seine vielen Strahlen stehen für die vielfältigen Formen der geschlechtlichen Vielfalt. Dem Doppelpunkt dagegen fehlt diese Symbolkraft.

 

Weitere Genderzeichen

Gender-Gap
Gendersternchen
Binnen-I

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