So geht Gendern
beim Sprechen
„Bürgerinnen und Bürger …“ einfach dahingenuschelt, das kennen Sie aus Fernsehinterviews. Aber es hat Wirkung. Frauen und Männer sind damit angesprochen. Gut so!
Wie machen Sie es?
Sie können von „Kolleginnen und Kollegen“ sprechen, Beidnennungen sind beim Sprechen schnell gesagt. Wer aber wird zuerst genannt? Machen Sie es doch abwechselnd.
Geschlechtsneutral? Geht auch!
Wollen Sie wirklich alle Geschlechter ansprechen, nutzen Sie Synonyme oder Umschreibungen: „Die Leute in meinem Team“, „die Belegschaft“, „die Mitarbeitenden“, ganz wie es passt. Oder werden Sie konkret: „Petra und Rolf, wir arbeiten zusammen“.
Zur Begrüßung
„Schön, dass Sie alle da sind!“
Die mini-kleine Pause in einem Wort wie Politiker*innen, Journalist:innen oder Reporter_innen haben Sie bestimmt schon mal bemerkt?! So sprechen sich Wörter mit Genderzeichen wie Genderstern, Genderdoppelpunkt oder Gender-Gap. Wenn Sie das hören, wissen Sie: alle Menschen sind gemeint – männliche, weibliche und mit allen anderen Geschlechtsidentitäten.
Probieren Sie es aus: Sprechen Sie doch mal mit Lücke.
Viele junge Leute sprechen die Lücke, sie haben Übung darin. Wer so sprechen will, macht eine klitzekleine Pause zwischen dem männlichen Wortstamm bzw. der männlichen Bezeichnung und den weiblichen Nachsilben -in oder -innen, ohne weitere Betonung. Weil ein Vokal (das i) anschließt, wird mit dem sogenannten Glottisschlag gesprochen. Wie das geht, kennen wir alle sehr gut: Solch eine Lücke kommt im Deutschen öfter vor, zum Beispiel in den Wörtern Spiegelei, Telefonanruf oder Tagungsort.
So geht sprechen mit Lücke
Glottisschlag nervt?!
Er ist immer öfter zu hören. Sie selbst müssen nicht so sprechen. Nur weghören geht nicht, wie bei Dialekten oder Akzenten. Akzeptieren Sie es einfach als den persönlichen Ausdruck einer Person. Sie will uns etwas sagen.
Zunächst klingt das Sprechen mit Lücke unvertraut, und es ist etwas mühevoll, sie ohne Stocken zu sprechen. Wir alle machen so eine Minipause aber automatisch beim Wort „Theater“ oder wenn wir deutlich machen wollen, ob wir „vereisen“ oder „verreisen“ meinen. Ist ja auch ein großer Unterschied, ob etwas mit einer Eisschicht überzogen wird oder ob wir auf Reisen gehen.
Mit etwas Übung geht es.
Sprache verändert sich fortlaufend mit den Menschen, die sie gebrauchen. Gut möglich, dass sich die gesprochenen Genderzeichen im Alltag durchsetzen. An die vielen Anglizismen im Deutschen haben wir uns auch gewöhnt, und ständig kommen neue Wörter zu unserem Sprachschatz dazu.
Sehen Sie das auch so?
„Was soll der Unfug?! Frauen sind doch mitgemeint!“
Wir sagen: Frauen sind vielleicht beim Sprechen mitgemeint, beim Hören werden sie nicht automatisch mitgedacht: Zahlreiche Studien belegen, dass beim Verwenden einer männlichen Personenbezeichnung die Testpersonen einen Mann vor ihrem geistigen Auge sehen.