Checklisten und Leitfäden

Icon Checkliste

„Achten Sie auf eine gleichwertige, angemessene und realistische Darstellung von Männern und Frauen, sorgen Sie für die Abbildung von geschlechtlicher und ethnischer Vielfalt, wirken Sie Stereotypen und Klischees entgegen.“ Nahezu jeder Gender-Leitfaden enthält solche Hinweise zu gendersensibler Bebilderung.

Wir haben aus einigen Leitfäden Tipps zum Bildercheck extrahiert. Im Vergleich werden feine Unterschiede deutlich, gerade bei sensiblen Themenbereichen. Besuchen Sie auch die Quellen. Sie finden dort weitere wertvolle Hinweise, oft mit anschaulichen Bildbeispielen.

Gleichstellung

Empfehlungen der Abteilung Gleichstellung, Präsidialdepartement des Kantons Basel-Stadt, Schweiz

Allgemeines
Bilder und Fotos sind wirkungsvolle Kommunikationsmittel. Deshalb ist es wichtig, auch mit Bildern keine Geschlechterstereotype und Vorurteile zu verbreiten. Pflegen Sie eine faire Bildsprache, indem Sie geschlechtergerechte Bilder oder Illustrationen verwenden.

Vielfalt abbilden
Zeigen Sie in Bildern die Vielfalt der verschiedenen Menschen – aber verfälschen Sie nicht die Realität.
Vielfalt abbilden bedeutet, daran zu denken, dass Menschen nie bloss Frauen und Männer sind. Sie können sich beispielsweise unterscheiden bezüglich Alter und Herkunft, vielleicht sind sie von einer Behinderung betroffen, vielleicht nicht.

Wenn diese existierende Vielfalt abgebildet wird, kann dies auch überraschen.

Was ist, wenn in unserem Team ausschliesslich Männer oder nur Frauen arbeiten? Auch dies sind Realitäten, die auch so abgebildet werden sollen und dürfen.

Körpersprache und Kleidung
Achten Sie bei der Bildauswahl auch auf die Mimik und die Körpersprache. Während Männer häufig in Körperhaltungen gezeigt werden, die Raum beanspruchen, werden Frauen im Durchschnitt eher in Körperhaltungen abgebildet, die das Gegenteil signalisieren.

Auch durch die bewusste Wahl einer unerwarteten Körperhaltung lassen sich Vorurteile über Frauen und Männer in Frage stellen. Bei der Auswahl von Fotos, und noch mehr bei der Herstellung von eigenen Fotos, lässt sich darauf Einfluss nehmen.

Frauen und Männer: Typisch – Untypisch
Verwenden Sie auch Bilder von Frauen und Männern in „geschlechtsuntypischen“ Rollen und Berufen.

Alle wissen, dass es sowohl Frauen in „typischen“ Männerberufen gibt und umgekehrt. Dies auf einem Bild vermittelt zu bekommen, hat aber eine viel stärkere Wirkung.

Platzierung und Grössenverhältnisse
Achten Sie bei Gruppenfotos darauf, dass kein Geschlecht bevorzugt dargestellt wird.

Achten Sie bei Gruppenfotos darauf, wer im Hintergrund und wer im Vordergrund, wer im Zentrum, wer beim Bildrand steht.

Anschnitte und Ausschnitte
Achten Sie bei Bildausschnitt und räumlicher Lage auf eine gleichwertige Abbildung der Geschlechter. Es ist wichtig, dass alle Geschlechter bezüglich Bildgrösse, Bildausschnitt, räumlicher Lage gleichwertig abgebildet werden.

Wähle ich den Bildausschnitt so, dass alle Geschlechter gleich groß sind? Oder zeige ich beispielsweise Fotos von Männern, auf denen nur ihr Kopf zu sehen ist, während Frauen mit dem ganzen Oberkörper abgebildet sind? Dieses Beispiel wäre einseitig und würde dem Klischee entsprechen, Frauen über ihren Körper zu definieren und Männer nicht.

Ein weiteres Stichwort ist die Frage, wie mächtig jemand wirkt. Personen, die aus der Froschperspektive dargestellt werden, wirken mächtiger. Diejenigen, die aus der Vogelperspektive dargestellt werden, wirken eher machtlos.

Frauen und Männer

Leitfaden Gendersensible Sprache und Bildauswahl, 
herausgegeben von der Jade Hochschule, Wilhelmshaven, Oldenburg, Elsfleth, 2020

  1. Wer ist abgebildet?
    Wie viele Männer und wie viele Frauen sind auf dem Foto? Welche Körperformen haben die Personen? Haben alle sehr ähnliche optische Merkmale oder entsteht ein diverses Bild?
  2. Was ist abgebildet?
    Wer ist aktiv und wer ist passiv? Was „geschieht“ gerade? Frauen sollten mindestens in gleichem Maße aktiven Tätigkeiten nachgehen und z. B. in erklärenden oder vorführenden Posen abgebildet werden. Außerdem sollten Stereotype vermieden werden, sodass beispielsweise nicht nur Frauen mit Kindern das Thema Familie in der Hochschule bebildern.
  3. Wie ist etwas abgebildet? Welche Kleidung tragen Männer und Frauen, ist sie angemessen und gleichwertig? In welche Richtungen laufen Blicke oder Gesten? Sind Frauen auch auf einer räumlichen Ebene „gleichauf“?
  4. Warum wird etwas abgebildet? Schließlich ist auch zu hinterfragen, ob das gewählte Motiv im Kontext angemessen ist und es eine inhaltliche Verbindung zum Thema gibt.
Gender und Diversität

Handlungsempfehlungen für eine diversitätssensible Mediensprache Goethe-Universität Frankfurt/Main

  • Vermeiden Sie stereotype Darstellungen – wenn Sie Fotos inszenieren, hinterfragen Sie die Idee, die Ihnen zuerst in den Kopf kommt: Wie würde das Bild mit entgegengesetzter geschlechtlicher „Besetzung“ wirken?
  • Achten Sie innerhalb einer Einheit (Broschüre, Website etc.) auf Ausgewogenheit – indem Sie z. B. nicht nur Männer beim Sprechen und Frauen beim Zuhören zeigen.
  • Der männliche, weiße, westliche, nicht behinderte, heterosexuelle „Normmensch“ ist im Normalfall nicht unterrepräsentiert – weicht er in einem oder mehreren Merkmalen von dieser Norm ab, sieht es aber schon wieder ganz anders aus, vor allem im Hinblick auf obere Hierarchiestufen.
  • Es ist super, wenn Sie versuchen, die mediale Unterrepräsentanz von Frauen wo möglich auszugleichen – noch besser ist es, dabei nicht nur Frauen abzubilden, die nur im Hinblick auf ihr Geschlecht vom „Normmenschen“ abweichen, sondern z. B. auch Schwarze Frauen, nicht-deutsche Frauen, Frauen mit Behinderung oder auch Frauen, die mehrere Merkmale aufweisen, die nicht als Norm angesehen werden.
  • Das heißt also: Achten Sie innerhalb der Gruppe von Frauen, Männern oder Personen, die nicht innerhalb dieser Zweigeschlechtlichkeit positioniert werden können bzw. wollen, auf Heterogenität, etwa in Bezug auf Alter, Religionszugehörigkeit bzw. Weltanschauung, Ethnizität usw.

Hinweis: Die sehr umfangreiche Broschüre enthält viele weitere Informationen zur Reflexion über Bildsprache

Hierarchie und Vielfalt

Geschlechtergerechte Bildgestaltung
Zusammenfassung aus dem Leitfaden der Universität Kassel

Beachten Sie, dass die Bildkomposition auch etwas mit Hierarchien zu tun hat. Je nachdem ob eine Person visuell in den Vorder- oder Hintergrund gerückt wird, ob sie besonders viel oder nur sehr wenig Raum einnimmt und ob sie in dominanten oder eher untergeordneten Positionen dargestellt wird, unterstreicht dies unter Umständen gesellschaftliche Machtpositionen oder zementiert Marginalisierungen.


Einstellungsgrößen:
Wer ist im Bild und nimmt wieviel Raum ein?
  • Setzen Sie Personen nicht zentral, die ohnehin schon überrepräsentiert sind
  • Achten Sie auf visuelle Darstellung der Vielfalt der Menschen
Handlung: Was tun die gezeigten Personen?
  • Vermeiden Sie stereotype Darstellungen von Geschlechterrollen
  • Zeigen sie auch Frauen in technischen Berufen
Blickachsen: Wohin oder auf wen wird der Blick der betrachtenden Person gelenkt?
  • Mit mehreren Blickachsen vermeiden Sie die Zentralsetzung einzelner Personen
  • Machen Sie bildlich unterschiedliche Identifikationsangebote
Kameraperspektive: Frosch- oder Vogelperspektive?
  • Wird die Person von unten gezeigt, wird sie hervorgehoben. Wird sie von oben gezeigt, wird auf sie heruntergeschaut.
  • Lösen Sie Hierarchieebenen auf
Diversität und Minderheiten

Vielfältige Bilder für eine vielfältige Gesellschaft

Diese Checklisten sind im Rahmen eines Workshops des Projekts „Voll im Bild“ in Kooperation von Neue deutsche Medienmacher*innen, Sozialhelden e.V, und Lesben- und Schwulenverband Deutschland (LSVD) entstanden.


Checkliste für Fotograf*innen: 
  1. Werden Klischees reproduziert? Bei der Bebilderung von Themen über Minderheiten gilt: Immer auf (eigene) Klischees überprüfen. Und die Sehgewohnheiten der Rezipient*innen auch mal herausfordern.
  2. Werden die Protagonist*innen ernst genommen? Sie sind die Expert*innen ihrer Lebensrealität. Sie sollten entscheiden, wie sie dargestellt werden.
  3. Wie können Minderheiten fair dargestellt werden? Die Porträtierten sollten in einer aktiven Rolle oder in Interaktion gezeigt werden, nicht als passives Problem-Objekt.
  4. Ist mit den Models alles geklärt? Bildrechte sollten im Voraus besprochen und das Einverständnis für die weitere Verwendung eingeholt werden.
  5. Werden die Fotos von der Bildredaktion in einem angemessenen Kontext benutzt? Wenn nicht, kann die Redaktion darauf hingewiesen werden.
  6. Was muss beim Verkauf an Bilddatenbanken beachtet werden? Bilder sollten möglichst präzise verschlagwortet werden. So können sie leichter gefunden und in passenden Zusammenhängen für die Abbildung einer vielfältigen Gesellschaft verwendet werden.
Checkkliste für Bildredaktionen: 
  1. Sind Bilder diskriminierend? Wenn es um Minderheiten und Themen wie Migration, Menschen mit Behinderung oder LSBTIQ* geht, können gängige Fehler vermieden werden: z.B. Fotos, die Frauen von hinten und mit Kopftüchern zeigen, Fotos, auf denen Behinderungen von Menschen ohne Behinderung nachgestellt werden, oder Fotos über Homosexualität, die Männerpaare von hinten oder LSBTIQ*-Personen nur auf Christopher Street Days zeigen.
  2. Ist das Bild als Symbolbild geeignet? Bilder, die Klischees reproduzieren, stark stereotypisierend sind und im schlimmsten Fall Vorurteile bekräftigen, sollten vermieden werden.
  3. Wird die gesellschaftliche Vielfalt repräsentiert? Allgemeine Themen wie Arbeitsplatz, Bildung, Familie oder Rente können auch mit Regenbogenfamilien, Menschen mit Migrationsgeschichte oder mit Behinderung bebildert werden.
  4. Gehört ein Mensch immer nur einer Gruppe an? Mehrfachzugehörigkeit zeigen: die Frau mit Kopftuch kann Mechatronikerin und alleinerziehende Mutter sein, der Mann im Rollstuhl kann Anwalt und transgeschlechtlich sein.
  5. Aus welchem Kontext stammt das Bild? Der inhaltliche Zusammenhang von Bildern und Schlagwörtern sollte vor der Verwendung geprüft werden.
  6. Wann sollten Diversitätsmerkmale gezeigt werden, wann nicht? Bilder sollten repräsentieren, anstatt zu markieren.
Arbeitsplatz und Beruf

Tipps für die Öffentlichkeitsarbeit: Texte – Bilder – Veranstaltungen
Broschüre, herausgegeben von der IG Metall, 2008

Checkliste: Welches Bild vermitteln wir?

Bilder sind ein starkes Gestaltungsmittel: umso wichtiger ist es, sie klug für unsere Zwecke einzusetzen. Sie ermöglichen es, typische Rollenklischees aufzubrechen. Wir wollen Frauen und Männer zeigen, und dies nicht nur in traditionellen Berufen und Tätigkeiten, sondern in den verschiedensten Bereichen und auf unterschiedlichen Hierarchieebenen. Zugegeben: die Bildauswahl macht mehr Arbeit, aber die lohnt sich.

Drei Prüfpunkte für Illustrationen und Fotos

  • In welchem Verhältnis zueinander werden Frauen und Männer dargestellt? Auf gleicher Ebene oder hierarchisch, bei verschiedenen Tätigkeiten oder ausschließlich in traditionellen Berufen? Der Vorgesetzte ein Mann, die Beschäftigten Frauen? Männer im Entwicklungsbüro, Frauen in der Verwaltung?
  • Finden sich Menschen unterschiedlicher Herkunft und Alters, Arbeits- und Lebenssituationen wieder? Männer in der Elternzeit, Männer im Sabbatjahr, Frauen als Unternehmerinnen, Frauen aus der Montage im Weiterbildungskurs, Ingenieure auf der IG Metall-Demo, Ältere beim Brainstorming …
  • Wer wird wie und in welcher Umgebung gezeigt? Männer bei der Arbeit, Frauen zu Haus? Frauen als Zuhörende, Männer als Sprechende? Männer als Lehrer im Seminar, Frauen auf den Bänken? Frauen am Band bei monotoner Arbeit, Männer als zupackende Facharbeiter?
Diversität und LGBT*IQ am Arbeitsplatz

Diversität in der Bildsprache
Leitfaden aus: Proutatwork – How to: Sprechen Sie LGBT*IQ?

Ausgewogenheit
Achten Sie darauf, dass die Positionierung und Verteilung von sichtbar diversen Menschen gleichwertig ist, d.h. bilden Sie, wo möglich, Menschen unterschiedlicher Geschlechter, Menschen mit verschiedener ethnischer Herkunft, Menschen mit und ohne Behinderung sowie Personen unterschiedlichen Alters ab.

Gleichrangige Darstellung
Vermeiden Sie es, traditionelle Geschlechterrollen zu reproduzieren (z.B. Frauen in Zusammenhang mit Familie, Fürsorge, Emotionalität, Unterlegenheit; Männer in Zusammenhang mit Technik, Egoismus, beruflichem Erfolg). Das gleiche gilt für gängige Klischees und Stereotype, die vermeintlich hierarchische Haltungen wiederspiegeln: z.B. die Abbildung einer stehenden männlichen Person, die diktiert und einer sitzenden weiblichen Person, die notiert.

Achten Sie dabei auch auf Kameraeinstellungen und reflektieren Sie folgende Punkte: 

  • Kleidung: Wer trägt einen Anzug? Wer ist in Freizeitkleidung dargestellt?
  • Haltung: Wer sitzt? Wer steht? Wer lehnt sich an? Wer steht mit beiden Beinen fest am Boden
  • Blickrichtungen: Schauen Personen auf oder herab? Sind sie auf Augenhöhe dargestellt?
  • Anordnung: Wer ist im Vordergrund, wer im Hintergrund?

Arbeitsituationen
Auch bei der Darstellung beruflicher Situationen sollten gängige Klischees und Stereotype vermieden werden. In Pflegeberufen und Berufen des pädagogischen Bereichs gibt es nicht nur Krankenschwestern und Erzieherinnen – bilden Sie gezielt auch andere Geschlechter ab. Verfahren Sie genauso mit Berufen, die als männlich dominiert gelten, z.B. in technischen Bereichen. All dies gilt auch bei der Ansprache von Jugendlichen für Ausbildungsberufe.

Familienbilder
Viele Unternehmen legen Wert auf eine familienfreundliche Firmenpolitik. Die Angebote und Möglichkeiten, die frischgebackenen Eltern angepriesen werden, werden dabei oft optisch untermalt. Achten Sie dabei auf ein zeitgemäßes Rollenverständnis von Mutter und Vater und zeigen Sie unterschiedlichste Familienkonstellationen, wie z.B. Regenbogenfamilien. Auch die Formulierungen der Angebote sollten sich an Familien in allen Formen und Farben richten.

Menschen mit Behinderungen

Servicestelle Inklusion im Kulturbereich, Landesverband Soziokultur Sachsen

  • Nutzen Sie Bilder von Menschen mit Behinderung nicht nur bei „Inklusionsthemen“.
  • Stellen Sie Menschen mit Behinderung gleichberechtigt dar, betonen Sie die Sache, z.B. die künstlerische Arbeit, und nicht die Behinderung.
  • Bedenken Sie, dass es nicht nur Menschen im Rollstuhl gibt, sondern auch Menschen mit unsichtbaren Behinderungen und chronischen Krankheiten.
  • Achten Sie bei Bildkomposition und -ausschnitt darauf, dass Menschen mit Behinderung Teil des Geschehens sind und nicht am Bildrand landen.
Abhängigkeit Drogen und Alkohol

Aktionsbündnis Seelische Gesundheit
Hilfestellung für Medienschaffende Psyche | Mensch | Medien – Thema Abhängigkeit

  • Bilder auf Klischees und Stereotype überprüfen
    Achten Sie auf eine angemessene und respektvolle Darstellung von Menschen mit Abhängigkeitserkrankungen. Bilder von Betroffenen, auf denen diese besonders ungepflegt, verwirrt oder alleine erscheinen oder Bilder, die einen Zusammenhang zwischen Abhängigkeit und Gewalt oder Kriminalität darstellen, können Vorurteile und stereotype Vorstellungen verfestigen.
  • Die Verwendung von Symbolbildern hinterfragen
    Stellen Sie bei Drogen- oder Alkoholabhängigkeit nicht nur den Konsum oder das Trinken aus Flaschen an öffentlichen Orten dar, denn das trifft nur auf eine Teilgruppe zu. Zeigen Sie den Konsum auch im privaten und nicht sozial prekären Umfeld, zum Beispiel im Wohnzimmer, oder einen gesellschaftsüblichen Konsum von Alkohol aus Gläsern.
  • Unterschiedliche Facetten der Realität aufzeigen
    Zeigen Sie die Behandlung von Abhängigkeitserkrankungen nicht ausschließlich im medizinischen Kontext, zum Beispiel in Krankenhausräumlichkeiten. Verwenden Sie stattdessen auch Bilder von offeneren Behandlungssettings, sodass ein vielfältiges Bild von unterschiedlichen Behandlungskontexten wiedergegeben wird. Heute existieren keine Sicherheitszäune oder Mauern in psychiatrischen Institutionen mehr, entsprechend sollte die Therapie auch nicht in diesem Zusammenhang dargestellt werden. Eine Ausnahme ist der Maßregelvollzug, in dem schuldunfähige psychisch erkrankte Straftäter:innen behandelt werden.
  • Respektvoller Umgang mit Urheber und Persönlichkeitsrechten
    Veröffentlichen Sie Bild- und Videomaterial nur, wenn die abgebildeten Personen und Betroffenen ausdrücklich zugestimmt haben.
Sport

Sprachkick – Projekt für eine inklusivere und bewusstere Sprache im Fußball, unterstützt von DFB, Aktion Mensch, DFL und KickIN!, 2022

Für eine vielfaltssensible Bildsprache empfiehlt Sprachkick …

  1. auf gleichwertige Repräsentation zu achten = regelmäßig und unabhängig vom Kontext Menschen unterschiedlichen Geschlechts, sexueller Orientierung, ethnischer und sozialer Herkunft, Alters und mit und ohne Behinderungen darzustellen.
  2. reduzierende Bebilderung zu vermeiden = Menschen nicht-weißer Hautfarbe sollten nicht nur im Kontext internationaler Entwicklung oder von Anti-Rassismus-Initiativen, Frauen nicht nur in Bezug auf Kinderbetreuung und Frauenfußball und Menschen mit Behinderung nicht nur im Zusammenhang mit Initiativen zur Barrierefreiheit gezeigt werden. Denn damit werden sie auf ein Thema reduziert.
  3. stereotype Darstellungen aufzubrechen = Positionierungen im Bild, in Zeichnungen, Grafiken oder im Video können auf Bedeutung hinweisen – steht eine Person vor allem am Rand oder in der Mitte, vorne oder hinten im Bild? Verhält sie sich aktiv oder passiv? Wird sie vor allem als selbstbewusst oder hilfsbedürftig dargestellt? Entspricht das dem Klischee oder traditionellen Bild der Personengruppe in der Gesellschaft? Falls ja, sollte das – wo möglich – vermieden werden.
  4. auf authentische Darstellungen zu achten = insb. auf Fotos echte Menschen aus den fraglichen Personengruppen abzubilden. Beispiel: keine nicht-behinderten Menschen für ein Bild in einen Rollstuhl setzen oder nur „den Rollstuhl“ als Behinderung abbilden – es gibt viele verschiedene Behinderungen!
  5. Gemeinsamkeiten zu betonen = auf gleichberechtigte Darstellung verschiedenster Personenkreise zu achten, gemeinsame Aktivitäten darzustellen. Unterschiede sollten nicht künstlich hervorgehoben werden. Vermeintliche Defizite oder Hilfsmittel wie Gehhilfen o.ä. sollten nur im Vordergrund stehen, wenn sie für die Bildaussage unverzichtbar sind.
Gewalt an Frauen

Auch Bilder können Klischees reproduzieren. Symbolbilder von dunklen Gassen, schwarzen Schatten, großen Händen, Messern, leeren Schaukeln etc. verengen die Aufmerksamkeit auf den Überfall durch einen Fremdtäter – obwohl häusliche und sexualisierte Gewalt meist durch bekannte Personen und in vertrauten Räumen stattfindet. Es braucht bei Berichterstattung über geschlechtsspezifische Gewalt und ihre Folgen besondere Aufmerksamkeit, eine passende Bildsprache zu finden, die weder Gewalt zeigt noch Klischees.

Hinweise für die Berichterstattung über Gewalt gegen Frauen und Kinder
von bff: Frauen gegen Gewalt e.V. / Bundesverband Frauenberatungstellen und Frauennotrufe (2023)

Das häufig gezeigte Bild einer erhobenen Faust kann dazu führen, dass Frauen sich selbst nicht als betroffen wahrnehmen, wenn sie nicht physisch misshandelt wurden. Diese Darstellungen neigen dazu, die Vielfalt von Gewaltformen, einschließlich psychischer Gewalt, Bedrohungen, Nötigungen und anderen subtileren Formen, zu verschleiern. Ein solcher Fokus kann zur Folge haben, dass frühzeitige Warnzeichen für eine Gewaltbeziehung von Betroffenen und Angehörigen übersehen werden.

Es besteht daher die dringende Notwendigkeit, eine Bildsprache zu entwickeln, die der Komplexität des Themas gerecht wird und gleichzeitig die Würde und Privatsphäre der Betroffenen schützt.

Leitfaden zur Bebilderung von Medienbeiträgen zu Gewalt an Frauen
erstellt bei der Fachtagung Bildermächtig, 30.11.2023

Verantwortungsvolle Berichterstattung für ein gewaltfreies Leben
Anregungen zur medialen Prävention von Gewalt an Frauen und ihren Kindern,
herausgegeben vom Verein Autonome Österreichische Frauenhäuser, 2014

  • Zeigen Sie Bilder von Frauen in ihrem gesamten Lebenskontext, die auch ihre Verantwortung in Beruf und Gesellschaft miteinschließen.
  • Verwenden Sie Visualisierungen, die zeigen, dass geschlechtsbasierte Gewalt alle Frauen betrifft, unabhängig von Alter, Status, Herkunft, Kultur oder Religion. Dies trifft ebenso auf Gefährder/Täter zu.
  • Repräsentieren Sie auch den Mut, die Anstrengung und die Entschlossenheit, mit denen Betroffene von Gewalt versuchen, Abwehrstrategien und Handlungsressourcen zu mobilisieren, um in Gewaltbeziehungen zu überleben bzw. aus diesen auszubrechen.
  • Benutzen Sie Bilder, die Frauen in ihrem sozialen Umfeld zeigen, und erwähnen Sie, wie Familie, Freundinnen/Freunde, Kolleginnen/Kollegen unterstützen können.
  • Zeigen Sie auch Bilder, die auf die Verantwortung von Männern im Allgemeinen sowie jene der Gefährder/Misshandler und ihr soziales Umfeld hinweisen.
  • Versuchen Sie, auch strukturelle und gesellschaftliche Dimensionen aufzuzeigen, indem sie auf Personalisierung, Dramatisierung, Individualisierung verzichten und stattdessen zum Beispiel Bilder von involvierten Institutionen zeigen.
  • Achten Sie auf den Schutz der Betroffenen Personen und deren Privatsphäre, insbesondere auf Frauen und Kinder.

Wie können wir Gewalt gegen Frauen erzählen, frei von Stereotypen, Klischees oder einem voyeuristischen Blick? Kann sie erzählt werden, ohne sie direkt zu zeigen? Wie kann die Perspektive der Opfer / Betroffenen dargestellt werden und wie können die Strukturen von Gewalt gegen Frauen deutlich gemacht werden?

Impulspapier „Geschlechtsspezifische Gewalt in Kino, Streaming und Fernsehen“
Im November 2023 gemeinsam erstellt von Women in Film & Television Germany (WIFT), MaLisa Stiftung und Bundesverband Schauspiel (BFFS)

Kindesmissbrauch

Checkliste für eine betroffenensensible Bildsprache, herausgegeben von der Unabhängigen Beauftragten für Fragen des sexuellen Kindesmissbrauchs der Bundesregierung (UBSKM)

Die Bildsprache zu sexuellem Kindesmissbrauch reproduziert noch immer viele falsche Mythen zum Thema und ist oft skandalisierend, schockierend und furchteinflößend. Wie das Thema sexuelle Gewalt gegen Kinder und Jugendliche in den Medien bildlich dargestellt wird, beeinflusst nicht zuletzt den gesellschaftlichen Blick auf Betroffene, Täter und Täterinnen.

Als geeignet und angemessen gelten Bilder, die

  • Kinder und Jugendliche aller Altersgruppen und sozialen Milieus würdevoll darstellen,
  • reale Alltagsräume wie Familiensituationen, Schulklasse, Kindergarten, Sportverein, Gleichaltrige, digitale Medien, Feiern etc. zeigen. Denn: Missbrauch findet überall statt, wo Kinder Erwachsenen anvertraut sind, insb. in ihrem persönlichen Nahfeld,
  • in neutralen und ansprechenden Farben gehalten sind, im Zweifelsfall eher helle als dunkle Farben, warme Tonalität,
  • Diversität abbilden, z. B. Kinder mit Behinderungen, Personen unterschiedlicher Herkunft und Hautfarbe, verschiedene Familienmodelle, diverse Geschlechter(-rollen).

Die Website der UBKSM enthält viele weitere Hinweise zur betroffenensensiblen Berichterstattung, so auch eine noch umfangreiche Liste von Merkmalen geeigneter und ungeeigneter Bilder. Eine Datenbank mit Stockfotos wird kostenlos zur Verfügung gestellt.

Gendergerechte Bildsprache im Fernsehen

Bilder schaffen Bewusstsein: Anregungen für eine gendergerechte Bildsprache, Broschüre herausgegeben vom NDR, Abteilung Gleichstellung und Diversity in Kooperation mit Unternehmenskommunikation und Corporate Design

Der NDR hat für die senderinterne Fortbildung eine öffentlich downloadbare Broschüre erstellt. Neben dem Text sind viele Beispielbilder zur Anschauen eingefügt. Das macht die daraus entnommenen Aussagen verständlicher:

Stereotype aufbrechen
Bei der Auswahl von Bildern und Fotos nehmen wir Einfluss, ob wir Rollen-Klischees und Stereotype bedienen oder die Gesellschaft und die Arbeitswelt so abbilden, wie sie inzwischen ist.

  • Zeitgemäßes Frauenbild: Frauen in ihrer Vielfalt der Rollen abzubilden, schafft Wirklichkeit
  • Zeitgemäßes Männerbild: Männer in ihren vielfältigen Rollenbildern zu zeigen, baut Vorurteile ab.

Diversity in der Bildsprache
Die Gesellschaft ist vielfältig. Bei Themenbildern ganz selbstverständlich auch Menschen mit Zuwanderungsgeschichte, gleichgeschlechtliche Paare, Alleinerziehende oder Menschen mit Einschränkungen miteinzubeziehen, schafft Bewusstsein für Diversität.

Gendergerechte Piktogramme
In der gendergerechten Sprache sind mit den neutralen Begriffen „Mensch“ oder „Person“ alle Geschlechter angesprochen. Bei der gendergerechten Iconsprache ist die Reduktion auf ein Piktogramm „Mensch“ somit naheliegend. Der NDR empfiehlt Piktogramme ganz ohne Attribute. Sie tragen in dieser Form alle Diversitätsmerkmale in sich, ohne stereotyp zu sein.

Gleichberechtigung und Freiheit von Diskriminierung stehen als fundamentale Prinzipien im Grundgesetz.