Der*die*das Stern*chen

Genderstern – perfekt platziert

Zeichnung im Genderleicht-Design: ein eckiges Stern in rot

Braucht der Artikel ein Gendersternchen? Wie funktioniert die Silbentrennung? Wie viele Sternchen tun einem Text gut? Kniffelige Fragen wie diese beantworten wir im Textlabor. Hier finden Sie die Antworten in aller Kürze.

Genderstern: Probleme und Lösungen

Bekommt der Artikel einen Genderstern?

ein*e Lokführer*in

der*die Sportwart*in

jede*r Reporter*in    

die Lokführer*innen

alle Sportwart*innen

viele Reporter*innen

Textlabor-Tipp

Artikel und Pronomen erhalten im Singular auch einen Genderstern:
der*die Reporter*in
Jede*r und ein*e Reporter*in lässt sich aber kaum sprechen.
Im Plural ist kein Sternchen nötig:
die Reporter*innen

Großschreibung am Satzanfang, wie geht das?

Der*die Therapeut*in wird sich bei Ihnen melden

Textlabor-Tipp

Nur der erste Artikel ist der Satzanfang, nur er wird großgeschrieben.

Eine gezeichnete, rote Glühbirne mit Strahlen symbolisiert: Hier bekommen Sie gute Ideen für geschlechtergerechtes Schreiben.

Achten Sie auf den Lesefluss. 
Verwenden Sie den Genderstern sparsam.

Holprige Satzkonstruktionen – was kann ich tun?

mit einem*r Therapeut*in sollten Sie …

durch die Therapie können Sie …

vom*von der Auftraggeber*in
Name des*der Auftraggeber*in

Ihr Name?

Pflegekinder haben ein*en einen Vormund*in oder ein*e Pfleger*in

ein*e Lokführer*in, die*der …

Textlabor-Tipp

Bei zu vielen Sternchen ist der Text schwer zu lesen. Faustregel: Nur ein Genderzeichen pro Satz. Überlegen Sie, ob Sie Ihre Information und Inhalte anders formulieren können. Werden Sie kreativ!

Eine gezeichnete, rote Glühbirne mit Strahlen symbolisiert: Hier bekommen Sie gute Ideen für geschlechtergerechtes Schreiben.

Im Singular wird es kompliziert. Nutzen Sie den Genderstern am besten nur im Plural.

Wo kommt der Genderstern hin?

Textlabor-Tipp

Der Genderstern steht zwischen Wortstamm und weiblicher Endung: -in im Singular oder -innen im Plural. Die männliche Endung, wie das -e bei Kollege, entfällt.

Mehr im Textlabor

Mikrotechnologinn*en?

Mikrotechnolog*innen

Mikrotechnologen*innen

Kollege*innen oder Kolleg*innen

Kunde*innen oder Kund*innen

Wie ist die richtige Konstruktion beim Umlaut?

Ärzte*innen oder Ärzt*innen

Bauern*innen oder Bäuer*innen

Anwälte*innen oder Anwält*innen

Textlabor-Tipp

Gibt es bei der weiblichen Form eine Veränderung hin zum Umlaut wie bei Anwältin, wird dies als Anpassung des Wortstamms gesehen. Der Wortsinn ist immer noch verständlich. Hängen Sie das Sternchen und die Endung  -innen dran.

mehr im Textlabor

Wo sitzt der Genderstern bei der Silbentrennung?           

Nutzer*-
innen

Nutzer-
*innen

Textlabor-Tipp

Reißen Sie die Vielfalt nicht auseinander, die Sie durch den Genderstern zusammengefügt haben. Bei einem Doppelwort können Sie jedoch zwischen den Wörtern trennen, der Genderstern sitzt im zweiten Wort:
Bibliotheks-
nutzer*innen

mehr im Textlabor

Ist eine verkürzte Aufzählung mit Bindestrich möglich?

Schüler- und Lehrer*innen

Textlabor-Tipp

Das Sternchen steht für die Vielfalt in beiden Wörtern. Sie sind durch den Bindestrich miteinander verbunden.

Eine gezeichnete, rote Glühbirne mit Strahlen symbolisiert: Hier bekommen Sie gute Ideen für geschlechtergerechtes Schreiben.

Nur Menschen werden gegendert.

Textlabor-Tipp

Bei Wörtern wie Kunde, Auftraggeber, Arbeitgeber, Akteur, Kooperationspartner usw. sollten Sie sich fragen: Sind Personen oder Institutionen gemeint? Nur wenn es um Menschen geht, ist es richtig, ein Gendersternchen zu setzen.

Tiere brauchen keinen Genderstern. Hier zählt das äußerlich erkennbare Geschlecht. Bei Tieren, die eine Mehrgeschlechtlichkeit haben, wie die Schnecke oder das Seepferdchen, ist ein Genderzeichen denkbar. Erforderlich ist es nicht.

Bei einer Figur aus Fantasy, Comic und Bilderbuch ist eine nicht-binäre, trans*- oder intergeschlechtliche Identität möglich, insbesondere wenn sie menschliche Züge trägt. Es kommt auf ihre Beschreibung in Buch, Film oder Game an.

Wo bleibt das Geschlecht bei diesen Wörtern? 

das Mitglied, das Mädchen

die Person, die Waise

der Vamp, der Star, der Nerd, der Liebling, der Mensch

Wenn das grammatische Geschlecht mit dem natürlichen Geschlecht nicht zusammenpasst, sind Formulierungen wie diese trotzdem richtig:

Sie ist der Star, der …

Er ist eine Person, die …

… und auch das geht so:

Das Mädchen hat ein Buch in der Hand. Sie liest sehr gern.

Er ist eine Vollwaise und hat seinen Vater nie kennengelernt.

Textlabor-Tipp

Diese Wörter haben ein feststehendes grammatisches Geschlecht. Es ist keine Erweiterung in Richtung weiblich oder männlich erforderlich und damit auch kein Sternchen.

Müssen zusammengesetzte Wörter gegendert werden?

Arztbrief

Fleischermesser

Bürgersteig

Ein schwieriges Problem! Besteht der erste Wortteil aus einer männlichen Personen- oder Berufsbezeichnung, ist die Frage: Kann das Word geschlechtersensibel umformuliert werden? Der Versuch endet meist in Wortungetümen, die der gewohnten Sprache zuwider laufen.

Einige Worte lassen sich neutral umformulieren:

Redepult statt Rednerpult

Wahlleute statt Wahlmänner

Manche Wörter bleiben, wie sie sind: Sie treffen genau den Inhalt oder sind im Amtsdeutsch festgelegt:

Fleischermesser und Kanzleramt

Je mehr es darum geht, Personen zu beschreiben, desto wichtiger ist es, sich um geschlechtergerechte Bezeichnungen zu bemühen:

Ärzteverband könnte zu „Verband der Ärztinnen und Ärzte“ werden. Aber: Ändern Sie feststehende Bezeichnungen nicht eigenmächtig. Die Namensänderung ist Sache des Verbands.

Textlabor-Tipp

Oft hilft ein gleichbedeutendes Wort als Ersatz:
Gehsteig statt Bürger*innensteig
Fußweg statt Fußgänger*innenweg

Was ist mit dem Gender-Doppelpunkt?

Als Alternative zum auffälligen Genderstern bevorzugen viele den Gender-Doppelpunkt, sogar Tageszeitungen wie die Frankfurter Rundschau oder der Tagesspiegel. Er wird an der gleichen Stelle wie der Genderstern platziert. Alle Schreibtipps gelten auch für ihn. Die Queer-Community weist jedoch darauf hin, dass nur die vielen Strahlen des Gendersternchens die volle Symbolkraft für geschlechtliche Vielfalt haben.

Der Gender-Doppelpunkt gilt als barriereärmer, weil Vorleseprogramme, sogenannte Screenreader, die Menschen mit Sehbehinderung nutzen, beim Doppelpunkt automatisch eine Pause sprechen. Der Deutsche Blinden- und Sehbehindertenverband hat sich allerdings gegen die Verwendung des Gender-Doppelpunktes ausgesprochen. Das hat Gründe: Stark Sehbehinderte können den Gender-Doppelpunkt nur schwer erkennen. Die Lücke, die der Screenreader bei einem Doppelpunkt spricht, ist überraschend lang. Und: Jedes Genderzeichen ist für Blinde und Sehbehinderte beim Lesen sehr anstrengend. Der Verband bittet deshalb darum, nur wenige Genderzeichen zu verwenden. Wenn Kurzformen erforderlich sind, dann empfiehlt auch er den Genderstern, genauso wie der Bundesverband Trans*. Im August 2021 hat die Überwachungsstelle des Bundes für Barrierefreiheit von Informationstechnik eine repräsentative Studie zu gendergerechter, digital barrierefreier Sprache erstellt. Das  Ergebnis: Nehmt den Genderstern, aber nutzt ihn bitte sparsam!

 

Sehen Sie das auch so? 

„Werden wir jetzt umerzogen? Das ist doch alles Ideologie!“

Gleichheit vor dem Gesetz, Gleichberechtigung der Geschlechter und Freiheit von Diskriminierung: Das Grundgesetz und hier Artikel 3 bezeichnen wir nicht als Ideologie. Gendern ist konform mit fundamentalen Prinzipien unserer Gesellschaftsordnung.