„Symbolbilder sind besonders stereotyp!“ Klares Urteil unserer Autorin Angelika Knop, nachdem sie zahlreiche Berichte zu Frauen in Führungspositionen mit Blick auf die Bebilderung durchgeschaut hatte. Nach vielen Gesprächen mit Managerinnen wie auch Medienkritikerinnen war sie sensibilisiert dafür, was alles zu bedenken ist, um eine Frau mit Macht ins Bild zu setzen. Deshalb hat sie am Ende ihrer Recherchen ein ungewöhnlich reduziertes Bild beeindruckt.
Die etwas anderen Symbolbilder
Philotheus Nisch fotografiert moderne Stillleben, mit Gegenständen im Bild. Die Aufträge kommen von Wirtschaftsunternehmen und Redaktionen – von Adidas bis zur Zeitschrift ZEIT Verbrechen.
Nisch hat Visuelle Kommunikation an der Bauhaus-Uni in Weimar studiert und Fotografie an der Akademie der Schönen Künste in Leipzig. Seine Arbeiten stellt er auch in Galerien im In- und Ausland aus. Angelika Knop hat dem Spezialisten für Symbolbilder drei Fragen zu seiner Arbeitsweise gestellt.
Was hat Sie dazu inspiriert, das Frauenzeichen mit simplen Schrauben in Szene zu setzen?
Bei Bebilderungen zu einem Thema suche ich oft erstmal nach relativ alltäglichen Gegenständen, die sich für Inszenierungen eignen könnten. Beim Thema Arbeit und Frauenquote gibt es ja relativ viel Symbole, die sich eignen würden. Handschuhe, Zahnräder, Hammer, usw. Ich habe mich für Schraube und Mutter entschieden, weil die Kombination zum einen natürlich visuell das Venuszeichen aufgreift und zum anderen ein relativ neutrales, nüchternes, handwerkliches Symbol für Arbeit darstellt. Die Biegung als Metapher für Umlenken oder Veränderung kam dann beim Fotografieren noch hinzu.
Haben Sie sich vorher andere Ideen zum Thema angesehen? Wollten Sie sich davon absetzen?
Teils, teils. Manchmal schaue ich mir in der Entwurfsphase viele Umsetzungen an. Zum einen als Inspiration und zum anderen, um Bildideen nicht zu wiederholen. Manchmal entsteht eine Bildidee, aber auch beim Darübernachdenken vorab, beim Experimentieren am Set oder in ganz banalen Alltagsmomenten.
Ich beschäftige mich meistens einige Tage mit dem Thema und habe dann eine Art thematische Brille auf, durch die der Alltag wahrgenommen und nach Bildideen abgesucht wird. Im Fall der Frauenquote habe ich mir relativ viele Umsetzungen vorab angeschaut und erstmal entschieden, was nicht aufs Bild soll wie z.B. Röcke, Pinkes, eine Waage …
Was ist Ihr Tipp, um, bei Symbolbildern „out of the box“ zu denken?
Generell spiele ich in meinen Arbeiten gerne mit Stereotypen und Klischees. Ich denke, es sind oft Details wie z.B. die Art der Inszenierung, die dann eine Ebene von Ironie oder Abgrenzung zu stereotypen Bildern ausmachen. Für mich ist es hilfreich, mir viel zum Thema anzusehen und das Gesehene zu hinterfragen. Und mir im Anschluss zu überlegen, was einen nach allem Input überraschen würde, als Bild, und das Thema trotzdem aufgreift.
Meine Prozesse sind, wie gesagt, sehr verschieden. Vielleicht ganz allgemein als Rat: In viele Richtungen ausprobieren. Wenn eine Idee spannend wirkt, erstmal euphorisch umsetzen (so als wäre sie der perfekte und einzige Weg) und dann das Ergebnis im Anschluss kritisch ein zweites Mal betrachten. Und sich zudem auch jede Menge andere Personen als Betrachtende vorstellen.
Angelika Knop
Gastautorin
Journalistin und Moderatorin, berichtet über Recht und Justiz, Medien und Frauenpolitik. Sie sieht Gendern als Prozess, verfolgt Trends und Debatten, nutzt das Sternchen und übt den Glottisschlag. Manchmal wünscht sich Angelika Knop sehnlichst neutrale Begriffe, wenn das Geschlecht gerade nichts zur Sache tut.