Ton

Ob Live-Interview, Moderation oder Podcast – Sprechen Sie oft von “jeder”? Nutzen Sie das Wörtchen “man”? Und reden Sie häufig von Personen im generischen Maskulinum? Ist natürlich auch „einfacher“ so und „das wurde ja immer schon so gemacht …“

Spontan und geradeaus

Mit der Genderdebatte kommen viele ins Nachdenken. Geht es denn auch anders? Aber ja. So zum Beispiel: “Alle” ersetzt das “jeder”. Anstelle des unpersönlichen “man“  sprechen Sie besser von sich selber. Mit ”ich” und “wir” werden Sie konkret und übrigens viel sympathischer. Auch Doppelnennungen sind schnell gesprochen. Wenn Sie mögen, sprechen Sie den Gender-Gap, bzw. das Gendersternchen. Vielleicht passt das perfekt zu Ihrem Medium und zu Ihrer Zielgruppe, also allen, die Ihnen zuhören.

… wir bekommen auch Mails von Leuten, die kritisieren, wenn wir nicht gender-gerecht formulieren. Das finde ich auch ganz interessant. Das zeigt, was sich da verändert hat.

Francisca Zecher

Nachrichtenchefin, Deutschlandfunk Nova

Texten fürs Sprechen

Anders als beim spontanen Sprechen haben Sie beim Schreiben für gesprochene Texte Zeit zum Nachdenken: Sie können an Ihren Worten feilen. Sie merken, Gendern plustert den Text auf? Dann suchen Sie nach anderen Formulierungen, die die Sache auf den Punkt bringen. Der Text wird kürzer, versprochen.

Radio

Wenn Sie fürs Radio arbeiten, sind Sie es gewöhnt, in einer aktiven, lebendigen und lebensnahen Sprache zu kommunizieren. Sie sind Profi darin, komplexe Sachverhalte auf kreative Weise einfach und verständlich zu formulieren. Eine Sprache zu verwenden, die niemanden ausschließt und wirklich alle mitnimmt, ist für Sie ein Klacks! Nicht viel mehr meint Gendern im Radio.

Tipp

Denken Sie nach, über wen Sie berichten. Waren wirklich nur „Demonstranten“ auf der Straße, haben Sie also eine reine Männerdemo gesehen? Waren tatsächlich nur „Ärzte am Unfallort“? Oder wäre es richtiger, das exakt zu beschreiben? Gegendert wäre dann geschlechtsneutral vom „Notfallteam“ die Rede. Situativ korrekt ginge es weiter: „Eine Ärztin und zwei Sanitäter versorgten die Unfallopfer …“

Tipp

Werfen Sie die Personen aus Ihrem Text. Beschreiben Sie Tätigkeiten. Dann sind Sie die Geschlechterfrage los – und Ihr Text wird kürzer und prägnanter.

Fernsehen

Fürs Fernsehen zu texten, bedeutet, die Worte müssen zu den Bildern passen, und das Ganze auch noch schön kurz. Wollen Sie Beidnennungen benutzen? Dann lassen sie dafür genug Sprechzeit. Denn wenn der Satz nur gehetzt gesprochen werden kann, entfällt erfahrungsgemäß die weibliche Form. Setzen Sie sich bei der Textabnahme dafür ein, dass bei der Vertonung beides gesagt wird. Das generische Maskulinum ist zwar kurz und sehr gebräuchlich, aber Frauen sind nun mal nicht mitgemeint. Alternativ texten Sie ohne Personenbezeichnung. Geht meistens prima.

Sehen Sie das auch so? 

„Gendern im Radio? Unmöglich!“

Glauben Sie uns: es geht! Die ersten Radiosender probieren es bereits On-Air. Moderatorinnen und Moderatoren spielen mit der Sprache, nutzen locker-flockig die Beidnennung oder sprechen mit Lücke. Wer einmal damit anfängt, will nie wieder ohne.