Die größten deutschsprachigen Nachrichtenagenturen haben gemeinsame Schritte für eine diskriminierungssensiblere Sprache vereinbart. Das generische Maskulinum soll zurückgedrängt, auf die Verwendung von Sonderzeichen wie Gendersterne aber bis auf Weiteres verzichtet werden.
— Froben Homburger (@fhomburger) June 21, 2021
Die Reaktionen darauf kamen prompt:
Liebe @dpa und Co., ich habe heute mal für Sie das generische Maskulinum ein bisschen zurückgedrängt. Liest sich ganz großartig und der Text ist sogar doppelt so lang! Ihre Kunden, Leser und Hörer werden es lieben. #Gendern #Gendergaga pic.twitter.com/MhC4pCsV79 — Hawaiitoast (@hawaiitoast_) June 23, 2021
Gendern macht Texte länger? Von wegen! findet @ueddio und formuliert in nur einem Tweet einen kleinen Crashkurs für eine geschlechtergerechte und elegante Sprache.
Gendersensibel zu sprechen/schreiben, bedeutet für mich auch, an vielen Stellen einfach Formulierungen zu finden, die auf Geschlecht verzichten.
„wer kandidiert“ statt „wer Kanzlerkandidat*in wird“.
„Feuerwehrleute“ statt „Feuerwehrmänner“.
Tut überhaupt nicht weh, ehrlich.— Frau Büüsker (@uedio) June 11, 2021
Dass es trotz der vielen guten Argumente und Entwicklungen immer noch Menschen gibt, die sich fürs Gendern nicht erwärmen können, findet @Hoellenaufsicht gar nicht mal schlimm:
Dann wird es vorübergehend wohl deutlich ruhiger hier auf Twitter, bis alle hysterisch auf Android umgesattelt haben. ?? pic.twitter.com/QSKRlGzFQo — Mareile (@Hoellenaufsicht) June 8, 2021
Doch vielleicht wechseln ja gar nicht soooo viele ihr Betriebssystem, nur weil dort jetzt gegendert wird. Warum? In der Redaktion von Anke Myrrhe werden Parallelen zu einem anderen Aufregerthema gezogen:
„Mit dem Gendern ist es wie mit dem Rauchverbot im Restaurant“, sagt eine ältere Kollegin gerade in unserer Konferenz. „Ich hätte es niemals für möglich gehalten, aber: Man gewöhnt sich wirklich daran.“
— Anke Myrrhe (@ankeschoen) June 16, 2021
Wo wir schon mal bei „Gewöhnung“ sind: Anke findet, dass wir schon ganz andere Dinge gemeistert haben:
Neumodischer Scheiß: Bei Worten wie – Smartphone – Apple – Kindle – MacBook – Fire TV Stick – Raumschiff – Webcam – SUV – Internet Das sind alles Worte, die keine 100 Jahre alt sind. An diese hat man sich doch auch gewöhnt. Wo ist also das Problem beim * ? — Anke (@Anke_Volt) June 28, 2021
Passives Verstehen gendersensibler Sprache ist das eine, aktives Sprechen, das andere. Was hilft: Üben, üben, üben. Denn ob an der vermeintlichen Erfahrung von @BendlerBlogger wirklich was dran ist, wagen wir dann doch zu bezweifeln:
Verdammte Impf-Nebenwirkung. Ich kann jetzt fließend gendern.
— Sascha „jeton para?ütle dü?üyor“ Stoltenow (@BendlerBlogger) June 4, 2021
Vielleicht gehen wir lieber zur Genderei für den täglichen Genderbedarf?
(Tages-Anzeiger, 27.6.21) #gender #genderei #gendergerecht #binnenmajuskel #genderstern #tagesanzeiger #ruediwidmercartoons pic.twitter.com/vaJ8GNWj2R — Ruedi Widmer (@RuediWidmer) June 26, 2021
Ach, wo sind sie nur hin, die „guten alten Zeiten“, in denen die Menschen noch nicht gegendert haben und das generische Maskulinum tatsächlich generisch war, wie dieser Tweet von Cordula Natusch zeigt?
Wunderbares Beispiel für ein generisches Maskulinum! https://t.co/6be7CDE2Uv
— Cordula Natusch (@CordulaNatusch) June 10, 2021
Hier hat einer gut aufgepasst, äh?!
#Gendern pic.twitter.com/kXMT3TKsGG — Gnumpf (@Gnumpf2) June 24, 2021
Dass Gendern nicht nur machbar ist, sondern anziehend wirkt, sagt @finkspired:
Ich finde es romantisch, wenn Männer unironisch #gendern, auch wenn es ihnen schwerfällt, das erste Mal nicht sitzt oder es etwas gehaspelt daherkommt. Von diesen Männern fühle ich mich gesehen. Und diese Männer sollen sich von mir gesehen fühlen. Die merk ich mir. — Finker (@finkspired) June 27, 2021
Also Männer, jetzt wisst ihr, wie ihr das mit dem Sommerflirt hinbekommt – das gilt übrigens auch für alle anderen Geschlechter.
Weiter so!
Katalin Vales
REFERENTIN GENDERLEICHT.DE
Sie kennt Print- und Hörfunkredaktionen von innen und stand dem Gendern anfangs skeptisch gegenüber. Doch die vielen Argumente dafür haben die freie Journalistin überzeugt. Inzwischen formuliert Katalin Valeš gendersensibel und hat festgestellt: es geht sehr gut und macht Spaß.
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